Ein Afro-Deutscher im KZ-Buchenwald & Barack Obama
Wenn der amerikanische Präsident an diesem Freitag das Konzentrationslager Buchenwald besucht, trifft er womöglich auf den Häftling Nummer 40489 – einen der letzten Zeitzeugen der Befreiung des Lagers. Der 80jährige Gert Schramm, geborener Erfurter, war einst der jüngste deutsche Gefangene hier. Und er war der einzige Schwarze überhaupt.
Ein schwarzer Deutscher im KZ? Ob der amerikanische Präsident den Begriff der »Blutschande« kennt, der ihm und seinem Vater zum Verhängnis wurde, fragt sich Gert Schramm dieser Tage. Seine Geschichte beginnt Ende der zwanziger Jahre in Erfurt. Jack Brankson, Ingenieur bei einer Stahlbaufirma in San Francisco, kam nach Thüringen, um eine Brücke zu bauen. Der junge Mann brauchte einen neuen Anzug. Stattlich sah er aus, als er am Erfurter Nettelbeckufer die Herrenschneiderei von Kurt Schramm betrat. Dort arbeitete auch dessen Tochter Marianne. Die jungen Leute verliebten sich, und im November 1928 wurde der gemeinsame Sohn Gert geboren. Die Liebe zwischen der weißen deutschen Frau und dem schwarzen Mann aus Amerika muss stark gewesen sein, denn auch nach Ende seines Montageauftrages kehrt Jack Brankson immer wieder nach Thüringen zurück, wo sein Sohn in der Obhut der Großeltern aufwächst. 1941 wird Brankson während seines Deutschlandbesuchs auf Grund der NS-Rassegesetze verhaftet und nach Auschwitz deportiert. Seine Spur verliert sich mit dem Transport in das Vernichtungslager.