Mythos Intelligenz – vom 7. bis zum 11. April 2014 dreht sich bei 3sat in einer Themenwoche alles um die Intelligenz!

Mythos Intelligenz – vom 7. bis zum 11. April 2014 dreht sich bei 3sat in einer Themenwoche alles um die Intelligenz! Was weiß die Wissenschaft über unsere geistigen Fähigkeiten? Wie arbeitet unser Gehirn? Und ist Intelligenz wirklich messbar und vorbestimmt? Ich freue mich sehr, dass ich bei dieser Themenwoche mitarbeiten konnte. Auch weil das Filmemachen diesmal wirklich persönlich wurde. Denn ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich auf das Vorurteil gestoßen bin, dass Schwarze sicherlich nicht so klug seien, wie die Weißen. Vorurteile übrigens, die oft von jenen gepflegt wurden, die eine gutbürgerliche Bildung und Erziehung genossen hatten. Wie kann man diesen Mythos Intelligenz in den Griff bekommen?

Die Testmacher von Pearson in Frankfurt
Die Testmacher von Pearson in Frankfurt

Ab heute bringt die tägliche Wissenschaftssendung Nano, jeweils ab 18:30h meine Magazin-Beiträge zum Thema Intelligenz. Unter anderem geht es heute Abend bei Nano um die Frage wie Intelligenz überhaupt gemessen wird.

 

Und ebenfalls heute Abend präsentiert Dirk Steffens um 20:15 h den Intelligenzcheck – Die zehn wichtigsten Fakten rund um Intelligenz! Sind Männer intelligenter als Frauen? Wird Intelligenz vererbt? Macht Sport schlau? Diesen und weiteren Fragen geht Moderator Dirk Steffens in der 3sat-Wissensshow auf den Grund. In „Der Intelligenzcheck. Die zehn wichtigsten Fakten“ sind Prominente und Wissenschafler zu Gast. Sie geben ihre ganz eigene Sichtweise auf das Thema Intelligenz zum besten und kommentieren das Ergebnis der Zuschauerabstimmung.


 

Joshua & John Kantara
Joshua & John Kantara beim Intelligenzcheck mit Moderator Dirk Steffens

 

 

Am Donnerstag, den 10.04.2014, 20:15 Uhr folgt dann meine Dokumentation „Dumm geboren, Schief gewickelt und nichts dazu gelernt? Intelligenzforschung zwischen Rassismus und flexiblen Erbanlagen“.

 

Gibt es geborene Verlierer und solche, denen alles bereits in die Wiege gelegt wurde?

Der ehemalige Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin behauptet: „Intelligenz ist erblich. Darum ist es nicht egal wer die Kinder bekommt.“ Er glaubt, zu 80% seien die Gene verantwortlich, weshalb er Probleme bei türkischen oder allgemein muslimischen Immigranten sieht.  Diese Bevölkerungsgruppen seien einerseits unterdurchschnittlich intelligent, andererseits aber sehr gebärfreudig, dadurch nehme der Intelligenzquotient allmählich ab, behauptet Sarrazin und sieht seine Thesen in der Wissenschaft bestätigt. 

 

Hirnstrommessungen im Bukarest
Hirnstrommessungen im Bukarest

 

Renommierte Intelligenzforscher wie Elsbeth Stern von der ETH Zürich widersprechen jedoch Sarrazins Verdummungsthese. Sie sagt: „Eltern und Kinder zeigen nur eine mittelhohe Übereinstimmung im Intelligenzquotienten. Unterdurchschnittlich intelligente Eltern können überdurchschnittlich intelligente Kinder haben und umgekehrt.“ Erst wenn die Umweltbedingungen für alle Kinder gleich gut seien, könnten die Gene ihre Macht ausspielen.

Intelligenz ist schwer fassbar. Seit mehr als 100 Jahren streiten Wissenschaftler darüber, was Intelligenz eigentlich ist und wie man sie messen kann. Die Intelligenzforschung wurde von Beginn an dazu benutzt, Menschen unterschiedlicher Abstammung zu vergleichen und zu bewerten. Und sie wurde oft missbraucht. Das schlechte Abschneiden von Afroamerikanern in Intelligenz-Tests wurde lange Zeit mit ihrem vermeintlich schlechteren genetischen Potential erklärt. Heute weiß man: Intelligenz ist – ebenso wie die Hautfarbe – ein Merkmal, das nicht durch ein einziges Gen vererbt wird, sondern durch eine Vielzahl von Genen. Der Populationsgenetiker Diethard Tautz: „Tatsache ist, dass Eigenschaften grundsätzlich voneinander unabhängig vererbt werden, so eine Kopplung, wie man das genetisch sagen würde, ist zumindest zwischen Intelligenz und Hautfarbe nicht nachweisbar.“

Ein kleiner Blick ins Hirn von John A. Kantara

Außerdem ist Intelligenz wandelbar und kann in hohem Maß durch Umwelteinflüsse modifiziert werden. Das zeigt in beeindruckender Weise das „Bucharest Early Intervention Project“ – eine weltweit einmalige Studie. Unter Aufsicht einer Ethikkommission entwickelten Wissenschaftlern der amerikanischen Harvard University ein außergewöhnliches Experiment. Nach dem Ende der Ceauşescu-Diktatur in Rumänien fand man viele Kinder, die in Heimen unter menschenverachtenden Umständen dahinvegetierten. Das Ziel der Forscher: Die Entwicklung von Kindern zu vergleichen, die gleich schlechte Startbedingungen in ihrem Leben hatten. 136 Waisen wurden in Pflegefamilien vermittelt. Die anderen mussten in Waisenhäusern zurückbleiben. Welches Kind eine neue Familie bekam, entschied das Los. Eine Lotterie des Lebens, die ethisch nur deshalb akzeptabel war, weil es für die 150.000 Kinder in rumänischen Heimen einfach nicht genug Pflegefamilien gab. Die Studie brachte bahnbrechende Erkenntnisse: Wenn die Vernachlässigung eines Kindes schon früh beginnt und lange anhält, ist eine Erholung fast unmöglich, denn die neuronalen Verbindungen im Gehirn eines Kindes, das Missbrauch oder Vernachlässigung erfährt, entwickeln sich nicht richtig – unabhängig vom genetischen Potential. Oder wie es der amerikanische Psychologe Richard Nisbett formuliert: „If you put a genius in a junkyard, you´re never going to know that this was Einstein.“ (Auf der Müllhalde kann sich selbst ein Genie niemals zu Einstein entwickeln).

Der Afrodeutsche John Amoateng Kantara unternimmt eine Bildungsreise in Sachen Intelligenzforschung und spricht einerseits mit Thilo Sarrazin und andererseits mit renommierten Wissenschaftlern wie Elsbeth Stern, Diethard Tautz, Franz Petermann und Richard Nisbett.

 

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