Abenteuer Fallschirmforschung – Am seidenen Faden
Neben Material und Packtechnik kommt es vor allem auf eine spezielle Rakete an. Sie sorgt dafür, dass der Fallschirm im Notfall extrem schnell herausgeschossen wird. Sie ist im Flugzeugheck verbaut und wird vom Piloten ausgelöst. Treibstoffmischung und Zündung der Rakete sind speziell auf die Anforderungen der Fallschirme abgestimmt. Jedes Modell braucht eine eigene maßgeschneiderte Rakete.
Ferngesteuert mit dreieinhalb Tonnen Last
Die Transportmaschine bringt eine über 3 Tonnen schwere Last in die Luft. Eine besondere Herausforderung auch für den Piloten: Wenn die Last abgeworfen wird, wird das Flugzeug schlagartig leichter. Nur geübte Piloten können derartige Manöver fliegen.
René Seltmann bildet „Extremhöhen-Springer“ aus. Diesmal ist ein besonderer „Azubi“ dabei. Rex, der fünfjährige ausgebildete Kampfhund, wird an das Springen mit seinem Herrchen gewöhnt. Die Soldaten springen im Ernstfall aus ca. 6000 Metern ab. Sie fallen frei bis sie 3000 Meter erreicht haben. Erst dann öffnen sie ihren Fallschirm. So können sie etwa 15 Kilometer weit gleiten, Tief hinein in feindliches Gebiet. Diese Übungssprünge aus geringerer Höhe sind die Grundlage für die Extremhöhenspringer.
Ralf Grabowsky, Berufssoldat:
„Ja wenn ich in den Urlaub fliege sind die Türen zu, es ist warm ich habe Sauerstoff durch Kabinendruck, aber in der Realität sieht´s dann so aus, da wird die Tür aufgemacht, da ist es Minus 50, 55 Grad kalt, eventuell dunkel und da ist kein Sauerstoff. Das heißt die Sauerstoffversorgung die ich habe die muss funktionieren. Ich muss aus einem Flugzeug abspringen das über 200 Stundenkilometer fliegt, das ist eine hohe physische Belastung. Auf Deutsch gesagt, ich muss mir zunächst erstmal das Leben retten, wenn ich da ausgestiegen bin.“
Wim Wegereef, Projektleiter Dutch Space:
„Das System ist clever weil es direkt im Flug die Windrichtung und die Windstärke misst und die Steuerung des Fallschirms mit einbezieht. Man braucht also keine Winddatenbank mehr, sondern das System reagiert in Echtzeit auf die Windmessung.“
Die militärische Idee dahinter: Waffen und Munition sollen so in feindlichem Gebiet zielgenau zu den eigenen Truppen gebracht werden – ohne dass die Transportmaschine gefährdet wird.
Wim Wegereef und seine Kollegen setzen die Zielmarkierung. Nun muss sich der autonom fliegende Fallschirm bewähren. Er darf höchstens 100 Meter vom Zielkreuz entfernt landen. Die heutigen Tests werden mit 275kg und einem ca. 30qm großen Fallschirmen durchgeführt. Wie hoch ist die Zielgenauigkeit? Nach der Einmessung des Zielpunktes, werden die Koordinaten an die Transportmaschine weitergegeben. Die äußeren Bedingengen sind optimal. Es ist fast Windstill.
Wim Wegereef, Projektleiter Dutch Space:
„Wir haben unser System bereits bei 28 Knoten Windgeschwindigkeit getestet, was etwa 40 Metern pro Sekunde entspricht. Da hat man schon Schwierigkeiten gerade gegen den Wind zu stehen. Und trotzdem hatten wir eine Genauigkeit von unter 100 Metern erreicht.“
Es gelingt fast eine Punktlandung. Mit leichtem Testgewicht und herkömmlichem Schirm. Dabei ist das System eigentlich für Lasten bis zu 1000 Kilogramm ausgelegt – die an mit sehr großen Spezialschirmen hängen. Für die Entwickler ist dieser Test trotzdem ein Erfolg.
Wim Wegereef, Projektleiter Dutch Space:
„Wir sind uns nun sicher. Wir können diesen Schirm mit bis zu 275 kg Last autonom steuern.“
Das System ist präzise. Im Zweifel, so die Entwickler, steuert der Computer genauer als ein Mensch.